Calling All Dawns
Ruft die Morgendämmerung an
«Calling All Dawns» ist ein klassisches Crossover-Werk aus dem Jahr 2009. Der grossangelegte Zyklus stellt eine Reise durch verschiedene Zeiten und Kulturen dar. Christopher Tin verarbeitet darin Themen des menschlichen Lebenskreises. Die zwölf Lieder des Werks sind in drei Teile gegliedert: Tag, Nacht und Sonnenaufgang. Diese Abschnitte stehen symbolisch für das Leben, den Tod und die Wiedergeburt. Jedes Stück wird in einer anderen Sprache gesungen. Die Liedtexte stammen aus vielen unterschiedlichen Quellen, unter anderem aus der Tora, der Bibel, aus einem persischen Gedicht, einem japanischen Haiku sowie aus einem polnischen Kirchenlied.
Die Ersteinspielung des Werks gewann zwei Grammys für das beste klassische Crossover-Album und das beste Instrumental-Arrangement mit Gesang für den Song «Baba Yetu» (Vater Unser). Mit diesem Stück wurde Christopher Tins Musik der breiten Öffentlichkeit bekannt.
Aufgeführt werden folgende Stücke:
Baba Yetu
Vaterunser
Sprache: Suaheli
Missionare des 19. Jahrhunderts nutzten Suaheli als Verkehrssprache für die Verbreitung des Christentums in Ostafrika. Infolgedessen entstand eine reiche Tradition der Vokalmusik, die europäische Harmonien mit traditionellem afrikanischen Wechselgesang verband. „Baba Yetu“ bedeutet wörtlich „Vater unser“ und ist eine Suaheli-Übersetzung des „Vaterunsers“. Es dient als Ouvertüre zu „Calling All Dawns“ und verbindet afrikanische Chormusik mit westlicher Symphonie. So beginnt unsere Reise der Menschheit von der Wiege der Zivilisation an.
Baba yetu, yetu uliye
Mbinguni yetu, yetu amina!
Baba yetu, yetu uliye
Jina lako litukuzwe.
Utupe leo chakula chetu
Tunachohitaji utusamehe
Makosa yetu, hey!
Kama nasi tunavyowasamehe
Waliotukosea usitutie
Katika majaribu, lakini
Utuokoe, na yule, muovu e milele!
Ufalme wako ufike utakalo
Lifanyike duniani kama mbinguni. (Amina)
Vater unser, der du
bist im Himmel. Amen!
Vater unser, geheiligt
werde dein Name.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
Vergib uns
unsere Schuld,
wie auch wir vergeben
unsern Schuldigern.
Führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen!
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden. (Amen)
Mado Kara Mieru
Durch das Fenster sehe ich
Sprache: Japanisch
In jedem traditionellen japanischen Haiku findet sich ein „Kigo“ – ein Wort, das das Gedicht mit einer bestimmten Jahreszeit verbindet. „Mado Kara Mieru“ ist ein Rondo aus fünf solchen Haiku (von Hattori Ransetsu, Yamaguchi Sodo, Kaga no Chiyo und Masaoka Shiki); sie stehen für Frühling, Sommer, Herbst, Winter und die Wiederkehr des Frühlings. Jeder Refrain wird von einem Sänger in einer anderen Lebensphase gesungen – ein Kind für den Frühling, eine junge Frau für den Sommer, ein Mann mittleren Alters für den Herbst und ein älterer Mann für den Winter. Nach einer ausgedehnten instrumentalen „Verklärung“ symbolisiert die Rückkehr der Kinderstimme am Ende die Wiederkehr des Frühlings und schliesst so den Kreislauf von Leben, Tod und Wiedergeburt, der sich im Wechsel der Jahreszeiten widerspiegelt.
Frühling:
Mado kara mieru
kagayaku ume ichirin
ichirin hodo no
sono atatakasa
Sommer:
Mado kara mieru
mabushii me ni wa aoba
yama hototogisu
aa hatsugatsuo
Herbst:
Mado kara mieru
sawayaka akikaze no
yama o mawaru ya
ano kane no koe
Yomei
Übergang:
ikubaku ka aru
koyoi hakanashi
inochi mijikashi
Winter:
Mado kara mieru
hieta yuki no ie ni
nete iru to omou
nete bakari nite
Frühling:
Mado kara mieru
tanoshi ichihatsu no
ichirin shiroshi
kono haru no kure
Frühling:
durch das Fenster sehe ich
eine glänzende Pflaumenblüte
das wärmt auf
eine Blüte
Sommer:
durch das Fenster sehe ich
ein strahlendes Grün für die Augen
ein Berg-Kuckuck
ah, die erste Bonito
Herbst:
durch das Fenster sehe ich
den erfrischenden Herbstwind
er weht in den Bergen
und darüber -
ein Glockengeläut
Meine restlichen Tage:
wie lange gilt es noch, zu leben?
diese Nacht ist flüchtig
das Leben ist kurz
Winter:
durch das Fenster sehe ich
kalten Schnee rund ums Haus
im Bett denke ich nach
nur darüber
Frühling:
durch das Fenster sehe ich
diese strahlend Lilie
eine einsame, weiße Blume
in dieser Frühlings-Dämmerung
Dao Zai Fan Ye
Der Weg führt zurück
Sprache: Mandarin
Der Kerntext des Daoismus ist das Dao De Jing: ein Kompendium universeller Wahrheiten, verborgen hinter einem bekanntermaßen kryptischen Labyrinth von Widersprüchen. Zu den darin enthaltenen Themen gehört der Begriff der Rückkehr, der in Kapitel 40 veranschaulicht wird. Dao Zai Fan Ye bedeutet übersetzt „Der Weg liegt in der Rückkehr“ und ist eine Meditation über die zyklische Natur des Universums sowie die Akzeptanz seiner Unerbittlichkeit. Es besagt, dass alles im Universum aus dem Kreislauf von Leben und Tod geboren ist.
Fan zhe dao zhi dong,
ruo zhe dao zhi yong.
Tian xia zhi wu
sheng yu you, sheng yu wang.
Die Bewegung des Weges ist die Rückkehr;
Der Nutzen des Weges ist die Annahme;
Die Dinge unter dem Himmel werden aus dem Sein geboren,
werden aus dem Nicht-Sein/Tod geboren.
Se É Pra Vir Que Venha
Was auch immer kommt, lass es kommen
Sprache: Portugiesisch
Das erste Kapitel von Calling All Dawns endet mit zwei originellen Liedtexten über den Sonnenuntergang des Lebens, die zwei gegensätzliche Einstellungen zum Tod darstellen. Der erste, Se É Pra Vir Que Venha (von Patrìcia Magalhães), ist ein Ausdruck von Mut und Akzeptanz; im Wissen, dass das Ende naht, begegnet die Erzählerin ihrem Schicksal mit Resignation und Frieden – und obwohl sie sich ihres endgültigen Ziels nicht sicher ist, geht sie sanft in die Nacht hinaus, getragen von den Schritten einer fernen Orchester-Samba-Batucada.
Vou soltar meu gado
Vou deitar no pasto
Vou roubar a cena
Vou sorrir sem pena
Sem puxar as rédeas
Sem seguir as regras
Sem pesar ou ânsia
Sem errar a dança
Se é pra vir, que venha
Tudo é colorido
Mesmo o preto e branco
Quando eu pinto é lindo
E o que traço é franco
Seja reta ou curva
Seja esfera ou linha
Vida é sempre certa
E eu não temo a minha
Se é pra vir, que venha
Seja preto ou branco
Eu não temo a vida
Nem seu contraponto
Se é pra vir, que venha
Ich werde meine Pferde loslassen
Ich werde mich im Gras ausruhen
Ich werde die Show stehlen
Ich werde breit grinsen
Keine Zügel zum Halten
Keine Regeln zum Befolgen
Kein schmerzender Kummer
Fehlerlos in meinem Tanz
Was auch immer geschieht, lass es geschehen
Alles ist farbenfroh
Und dennoch schwarz und weiss
Sobald ich male, ist es wunderschön
Und was ich male, ist ehrlich
Sei es linear oder gekrümmt
Sei es eine Kugel oder eine Linie
Leben ist immer richtig
Und ich fürchte Meines nicht
Was auch immer geschieht, lass es geschehen
Egal ob schwarz oder weiß
Ich fürchte mein Leben nicht
Oder seinen Gegenpart
Was auch immer geschieht, lass es geschehen
Rassemblons-Nous
Lasst uns zusammenkommen
Sprache: Französisch
Der zweite von zwei Originaltexten lebender Autoren, „Rassemblons-Nous“ (von Jon Goldman), hat eine doppelte Bedeutung. Einerseits verleiht er der französischen Revolutionstradition Ausdruck – inspiriert ist er sowohl von der Französischen Revolution von 1789 als auch von den Unruhen der armen ethnischen Minderheiten in den Pariser Vororten im Jahr 2005. Seine tiefere Bedeutung liegt jedoch darin, diese Kämpfe in einem Lied über eine metaphysische Revolution zu verdichten, in der Männer und Frauen gegen die Dunkelheit des Todes marschieren. Obwohl das Schicksal unausweichlich ist, widersetzen sie sich ihm; einer nach dem anderen schließen sie sich dem Kampf an, und anstatt sanft vorzugehen (wie in „Se É Pra Vir Que Venha“), entscheiden sie sich, gegen die hereinbrechende Nacht zu wüten.
Rassemblons-nous
Au même moment
Nos mille visages
Sur un écran
Pour déclarer
D’une seule voix
Faut pas nous soumettre
Faut pas disparaître
Mon sort, mon sang
M’emmène
Au fond
Des ténèbres
Malgré ma peur
D’y renoncer
J’avance
Pour me soulever
Au moment
De vérité
Faut pas nous soumettre
Faut pas disparaître
Tes frères et tes amis
Nous retrouvent dans la nuit
Tous ensemble dans le coup
Viens nous rejoindre dans la rue
Rassemblons-nous
Au même moment
Nos mille visages
Sur un écran
Pour déclarer
D’une seule voix
Prenons courage
Des aéroports
Aux cathédrales
Des hommes des femmes
Nous sommes l’égal
En pèlerinage
Vers nos destins (vehr)
Joignons les mains
Des sales prisons
De villes sans nom
Des salles sacrées
Aux tours d'argent
Sur tous les fronts
Au même moment
Sonnons l'éveil
En lutte constante
Nos voix s'unissent
Nos pas s'entendent
Dans les coulisses
Sans peur ni haine
Ces jours qui viennent
Entrons sur scène
Rassemblons-nous
Au même moment
Nos mille visages
Sur un écran
Pour déclarer
D’une seule voix
Lasst uns zusammenkommen
Zur gleichen Zeit
Unsere tausend Gesichter
Auf einem Bildschirm
Um zu verkünden
Mit einer einzigen Stimme
Wir dürfen uns nicht unterwerfen
Wir dürfen nicht verloren gehen
Mein Schicksal, mein Blut
Führt mich
In die Tiefen
Der Dunkelheit
Trotz meiner Furcht
Es aufzugeben
Gehe ich voran
Um aufzustehen
Bis zum Moment
Der Wahrheit
Wir dürfen uns nicht unterwerfen
Wir dürfen nicht verloren gehen
Deine Brüder und deine Freunde
Treffen uns in der Nacht
Alle zusammen
Komm mit auf die Strasse
Lasst uns zusammenkommen
Zur gleichen Zeit
Unsere tausend Gesichter
Auf einem Bildschirm
Um zu verkünden
Mit einer einzigen Stimme
Fasst Mut
Auf Flughäfen,
In Kathedralen
An die Männer, an die Frauen
Wir sind wie
Auf einer Pilgerreise
Unserem Schicksal entgegen
Lasst uns die Hände reichen
Aus Schmutzigen Gefängnissen
Aus namenlosen Städten
Von heiligen Räumen
Bis zu silbernen Türmen
An allen Fronten
Zur gleichen Zeit
Lasst uns die Alarmglocke läuten
Im ständigen Kampf
Unsere Stimmen vereinen sich
Unsere Schritte sind zu hören
Hinter den Kulissen
Ohne Furcht oder Hass
Die Tage, die da kommen
Lasst uns die Bühne betreten
Lasst uns zusammenkommen
Zur gleichen Zeit
Unsere tausend Gesichter
Auf einem Bildschirm
Um zu verkünden
Mit einer einzigen Stimme
Lux Aeterna
Ewiges Licht
Sprache: Lateinisch
Das Requiem ist ein liturgischer Gottesdienst der römisch-katholischen Kirche, der als Gebet für die Rettung der Seelen der kürzlich Verstorbenen durchgeführt wird. Wie bei allen Messen wechseln sich heilige Lesungen und musikalische Darbietungen ab, die mit der Kommunion enden. Während dieser Darbietung wird das Lux Aeterna gesungen, das das Sakrament der Eucharistie begleitet – das symbolische Opfer von Brot und Wein zum Gedenken an das letzte Abendmahl Jesu in der Nacht vor seinem Tod und seiner endgültigen Wiedergeburt.
Lux aeterna luceat eis domine
Requiem aeternam dona eis domine.
Lux aeterna luceat eis domine,
cum sanctis tuis in aeternum,
quia pius es.
Requiem aeternam dona eis domine
et lux perpetua luceat eis.
Möge ihnen ewiges Licht scheinen, Herr.
Gewähre ihnen ewige Ruhe, oh Herr.
Möge ihnen das ewige Licht leuchten, Herr,
mit deinen Heiligen für immer,
Weil du fromm bist.
Gewähre ihnen ewige Ruhe, oh Herr.
und möge ewiges Licht auf sie scheinen.
Hymn do Trójcy Świętej
Hymne an die Heilige Dreifaltigkeit
Sprache: Polnisch
Polen hat im Laufe seiner Geschichte unzählige Kriege erlitten, die seine Existenz immer wieder bedrohten. In diesen dunklen Zeiten der Fremdherrschaft konnte die polnische Kultur nur durch den tief im Katholizismus verwurzelten Glauben überleben. Die Hymne von Trójcy Świętej verkörpert diesen Glauben und erinnert daran, dass mit jeder Morgendämmerung die Rückkehr des Lichts eine unbeschreibliche spirituelle Erlösung mit sich bringt, die selbst die dunkelste Nacht vertreibt.
Już słońce wschodzi ogniste
Ty jedność, światło wieczyste
W sercach naszych, Trójco Święta
Rozlej miłość niepojętą.
Ciebie my z rana wielbimy
Ciebie wieczorem prosimy
Racz to sprawić byśmy Ciebie
Z Świętymi chwalili w niebie.
Ojcu razem i Synowi
Świętemu także duchowi
Jak była, tak niechaj wszędzie
Wieczna chwała zawsze będzie. Amen.
Die Sonne geht schon auf, feurig
Du bist Einheit, ewiges Licht
In unseren Herzen, Heilige Dreifaltigkeit
Gießen Sie unfassbare Liebe aus.
Wir loben dich am Morgen
Wir bitten Sie am Abend
Bitte lass es uns so machen
Mit den Heiligen lobten sie im Himmel.
Dem Vater und dem Sohn gemeinsam
Auch der Heilige Geist
Wie es war, so soll es überall sein
Ewiger Ruhm wird immer sein. Amen.
Hayom Kadosh
Der heutige Tag ist heilig
Sprache: Hebräisch
Der Text von Hayom Kadosh stammt aus dem Buch Nehemia, der hebräischen Bibel. Er erzählt vom Wiederaufbau der Mauern Jerusalems – eine Metapher für die Wiederkehr der Hoffnung. Ebenso taucht Hayom Kadosh sanft aus der Dunkelheit auf, wie ein Schlaflied für ein Neugeborenes. Als Auftakt zum dritten und letzten Kapitel von Calling All Dawns greift es die Themen der früheren Lieder auf und verwebt sie zu einem musikalischen Wandteppich.
Hayom kadosh l’Adonai eloheichem
Al titabloo v’al tivku
Hasu ki hayom kadosh
V’al tayatzayvu
Heute ist der Herr geheiligt, dein Gott
Trauere nicht und weine nicht
Sei schweigsam, dieser Tag ist heilig
Sei nicht traurig
Hamsáfár
Gemeinsame Reise
Sprache: Farsi (Persisch)
Omar Khayyam war ein persischer Dichter, Philosoph und Mathematiker des 11. Jahrhunderts, dessen gesammelte Vierzeiler als „Rubaiyat von Omar Khayyam“ bekannt sind. Trotz seines stark islamischen Hintergrunds war Omar Khayyam ein religiöser Skeptiker – daher waren seine Schriften oft von Mystik durchdrungen – und plädierte für den Genuss irdischer Freuden angesichts der Sterblichkeit. Der Refrain „Hamsáfár“ bedeutet „gemeinsame Reise“ und ist ein Aufruf an alle Menschen. Wie das frühere Lied „Se É Pra Vir Que Venha“ (das gemeinsame musikalische Motive aufweist) betont das Lied die Zufriedenheit, die im Leben in der Gegenwart zu finden ist.
Khorshide cámánd sobh bár bam áfkánád
Key khosro rooz badeh dár jam áfkánád
May khor ke monadi sáhárgah khyzan
Avazye áshráboo dár áyam áfkánád
Hamsáfár!
Ey doost bia ta gháme fárda nákhorim
Vin yekdám omr ra ghánimát shemorim
Fárda ke áz in dayre Kohán dárgoźárim
Ba háfthezarsalegan hámsáfárim
In chárkhofálák ke ma dár uo heyranim
Fanoose khyal áz uo messali danim
Khorshide cheraghdano alám fanoos
Ma chon sovárim kándáro gerdanim
Ráhe khyish gozin
Die Sonne mit ihrem Morgenlicht umgarnt die Erde.
Der König zelebriert den Tag mit einem schönen Wein.
Der Herold der Morgendämmerung, trunken, schmetterte seinen Ruhm und Duft, denn die Zeit kennt keine Sorgen.
Reist gemeinsam!
O Freund, lass uns für den Morgen keine Sorgen haben.
Dieser Moment, den wir gerade haben, lasst uns nicht hetzen.
Wenn unsere Zeit kommt, werden wir nicht zögern.
Mit Siebentausendjährigen tragen wir unsere Last.
Dieses universelle Rad, dieses Karussell.
In unserer Vorstellung haben wir gefunden:
Die Sonne eine Flamme, gebunden an die kosmische Laterne.
Wir sind bloße Geister, die sich drehen, die Flamme umgibt uns.
Wähle deinen Weg.
Sukla-Krsne
Licht und Dunkelheit
Sprache: Sanskrit
Die Bhagavad Gita ist einer der heiligen Texte des Hinduismus und ein Dialog zwischen Prinz Arjuna und Krishna, dem Göttlichen. In dem für „Sukla-Krishna“ verwendeten Ausschnitt erklärt Krishna dem Prinzen, dass es zwei Wege ins Jenseits gibt: 1) den Tod am Tag, der zum höchsten Reich führt, und 2) den Tod in der Nacht, der zur irdischen Rückkehr führt. Doch anstatt sich mit Zeit und Ort des Todes zu befassen, rät er Arjuna, sich auf das Krishna-Bewusstsein zu konzentrieren und sich von materiellen Sorgen zu lösen. Dadurch werde ihm sein Platz unter den Höchsten gesichert. „Sukla-Krishna“ bedeutet „Licht und Dunkelheit“ – eine Dualität, die als Grundlage für die ständig wechselnden Stimmungen des Liedes dient.
Sukla-krsne gati hy ete
jagatah sasvate mate
ekaya yaty anavrttim
anyayavartate punah
Yatra kale tv anavrttim
avrttim caiva yoginah
prayata yanti tam kalam
vaksyami bharatarsabha
Agnir jyotir ahah suklah
san-masa uttarayanam
tatra prayata gacchanti
brahma brahma-vido janah
Dhumo ratris tatha krishnah
san-masa daksinayanam
tatra candramasam jyotir
yogi prapya nivartate
Naite srti partha janan
yogi muhyati kascana
tasmat sarveshu kaleshu
yoga-yukto bhavarjuna
Die Pfade des Lichts und der Dunkelheit sind ohne Anfang und ohne Ende, wie das stoffliche Universum – zum einen ist die Unabhängigkeit erreicht, zum anderen die Wiedergeburt.
Die Zeiten, in denen die Yogis nach ihrem Abschied von dieser Welt entweder befreit oder wiedergeboren werden, werde ich dir, grösster der Bharatas, nun beschreiben.
Durch Feuer, Licht und Tag, während der vierzehn Tage des zunehmenden Mondes und der Sommersonnenwende –
werden diejenigen, die dann diese Welt verlassen und das Höchste erkennen, das Höchste erlangen.
Durch Rauch und Nacht, während der vierzehn Tage des abnehmenden Mondes und der Wintersonnenwende –
werden diejenigen Yogis, die dann diese Welt verlassen, beim Erreichen des leuchtenden Mondes wiedergeboren.
Im Wissen um diese verschiedenen Pfade wird der Gläubige niemals getäuscht. Vertiefe dich daher stets in Hingabe.
Kia Hora Te Marino
Möge Frieden sich verbreiten (wörtlich: Lass das Meer gehen)
Sprache: Maori
Kia Hora Te Marino ist die Vertonung eines traditionellen Maori-Segens, der als Segensspruch zum Abschluss von Calling All Dawns dient. Während der einleitende, wortlose Refrain an die maritime Bildsprache vieler Maori-Schriften erinnert, bedient sich das Lied auch zweier traditioneller Redeformen: des Haka, eines rituell choreografierten Gruppentanzes, und des Whaikorero, einer Redeform, die den kollektiven Willen des Volkes bündelt. Mit vereinter Kraft strebt das Lied einem Höhepunkt entgegen und endet mit demselben Akkord, mit dem Baba Yetu einsetzt, und kehrt so zum Anfang des Zyklus zurück.
Kia hora te marino,
Kia whakapapa pounamu te moana,
Kia tere te rohirohi.
Kia hora te marino,
Te marino ara
Mo ake tonu ake.
Ka tuhoa te ra,
Ka wairara, ka hinga.
Hutia te rito,
Hutia te rito o te harakeke.
Kei hea te komako e ko?
Ki mai ki ahau
He aha te mea nui i te ao?
Maku e ki atu e,
He tangata (katoa), he tangata, he tangata ei!
Tihei mauri ora,
A whiti whano hara mai te toki.
Humie e hui e taiki e!
Möge Frieden weit verbreitet sein,
möge das Meer wie Grünstein glitzern,
und möge der Schimmer des Lichts euch leiten.
Möge Frieden weit verbreitet sein,
weit verbreitet sein
Jetzt und für immer.
Über das menschliche Leben heisst es:
Die Sonne geht zum Zenit auf und sinkt dann.
Reisst das Herz heraus,
reisst das Herz der Flachspflanze heraus.
Wo wird der Glockenvogel singen?
Ich frage mich:
Was ist das Grösste auf der Welt?
Meine Antwort ist:
Alle Menschen, alle Menschen, alle Menschen!
Mit unserem ersten Atemzug
bindet unser ganzes Fleisch zusammen und bringt es mit Gewalt in die Welt wie die Axt.
Sammelt euch, sammelt euch und geht vorwärts!